Die Wettbewerb Teilnehmer

 
 

Baumgartner

Liselotte und Horst Bierkamp

Theresia Burger

Christina Bürgisser

Barbara De Zordi-Melchior

Kaspar Egger

Dr. Philipp Faber

Gisela Geerig

Angelika Hepting

Hans Hess

Anik Holdener

Brigitte Hons

Hans Jordi

Heinz Krautter

Frieda Kurz

Christopher Lehnherr

Jaromir Loeffler

Peter Nuss

Ragb Ana Patricia Rahn

 

Ursula Rothstein

Christina Ruiz de Catanada

Yvonne Sanjuan

Werner Schneiter

Torsten Skoetz

Pia Sonderegger

Richard Toye

Unbekannt

von Gemmingen

Vladimir Voronin

Peter Arter

Elefant
Die reformierte Kirchgemeinde Witikon machte vorwärts und hatte die Neue Kirche zum Abriss freigegeben. Der Bau langweilte längst, zu simpel das Äussere, zu trist das Innere. Nichts das einen Ausflug gelohnt hätte. Und der Glocken Klang ein Ärgernis: man ist mündig, gewillt, von oben herab sich nichts mehr vorschlagen zu lassen.
Nun ist der Neubau nach einer fünfjährigen Bauzeit fertig und sorgt bei der Bevölkerung rundum für Begeisterung, der Ewiggestrigen zum Trotz.
Ein Elefant ist es, der Klein und Gross aus dem Häuschen bringt, der Stararchitekten Pfamatter & Pfamatter. Der Elefant gehöre doch einfach zu Witikon, die sanfte Schönheit dieses Riesen, das einzige in dieser mächtigen Grösse uns, der Menschheit, noch verbliebene Landtier. Und so war man sich damals schnell einig.
Und weil es dann doch ein paar durchaus berechtigte Zweifel gab, hatte man den Kirchenbau, nach einer Aussegnung im kleinen Kreis, zerlegt, strikt nach Plan, und samt Turmhahn und Glockenspiel, in Kisten verpackt, auf dem Adlisberg in einem stillgelegten Reservoir untergestellt.
Durch eines der Beine des Elefanten – man konnte sich seitens der Architekten in Absprache mit Kirchenpflege, Baupolizei und Feuerwehr lange nicht einig werden durch welches – lässt es sich sanft im Lift oder Rolltreppe hinauf ins grosszügige Innere des Elefantenbauches fahren, und wir erwachen in Spähren höchster Künstlichkeit (dafür zeichnen die Ateliers Micky88 und SapperlotterMC).
Und ein Schweben und Fliegen ist es nun, als ob uns Flügel gewachsen wären – nein, sie sind uns gewachsen, die Flügel, und wie, und machen uns den Kopf ganz leicht. Vor uns liegt ein See, und leichtfüssig eilt über die immer höher schlagenden Wellen ein Mann, die Haare flatternd im Wind, die Arme entgegengestreckt einem Boot und seiner um Hilfe rufenden Mannschaft, das, vom Sturm gebeutelt, zu sinken droht.
Und ein weiterer Mann, der uns vergönnt ist zu sehen, bärtig ist er und in breiten Sandalen, steigt, schwer atmend, mit beschriebenen Steintafeln vom Berg hinunter, und wir sehen, was der Mann auch sieht, in der Ebene nämlich ein goldenes Kalb, das in der Sonne blitzt und glänzt und unseren Mann fuchsteufelswild macht, und wir fürchten weniger um den Mann als um die Tafeln, sie könnten ihm aus den Armen gleiten und auf dem trockenen Boden zerschellen. Indes fliegen wir weiter durch einen nie enden wollenden Bildersegen, ergriffen, hungrig nach noch mehr Bildgeschichten, der Jungfrau etwa mit dem Kind auf dem Schoss, und kommen vor Staunen gar in ein grosses Schwitzen. Wir taumeln und schaukeln und möchten singen, würde um uns nicht schon längst in einer Art Herrlichkeit jubiliert und musiziert, liebreizend und entrückt, wie wir es nie vermöchten.
Und nicht genug, bittet uns eine sanfte Stimme an einen langen Tisch neben einen Mann, und ist es nicht der Mann, der, nicht scheuend die übermächtigen Wellen, dem Boot über das Wasser zur Hilfe lief? Er sitzt, eine Strähne seines langen Haares fällt ihm über das Auge, inmitten einer munteren, geradezu überstelligen, vorlauten Gesellschaft, und auf dem Tisch dampft es prächtig aus Schüsseln und Töpfen, und wir werden von den Umsitzenden höchlich ermuntert, uns mit diesen Köstlichkeiten und dem Wein zu laben bis in die tiefe Nacht hinein.
Doch kommt daher eine geharnischte Kohorte, bevor noch der Hahn dreimal gekräht, und tritt, nicht ohne sich noch schnell an dem reich gedeckten Tisch bedient zu haben, zu unserem Mann, fasst den lieben Mann unter den Armen und nimmt den Mann vor unseren Augen mit sich fort. Und wir ahnen es, wir haben tränenreich noch vor Sonnuntergang Teilhabe am Leiden dieses Mannes.
Wir reiben uns die Augen, und also offenbarte der Elefant sich unser als betörender Bildersegen.
Zürich ist um eine Attraktion reicher. Witikon sei Dank.